Europäischer Unfallbericht

Alleine in Deutschland kommt es jährlich zu mehr als eine Million Verkehrsunfällen, wobei es glücklicherweise so ist, dass die weitaus meisten Unfälle lediglich mit einem Blechschaden und nicht mit einem Personenschaden enden. Gerade wenn es sich um sehr geringe Schäden handelt oder die Schuldfrage eindeutig ist, muss nicht unbedingt die Polizei informiert werden. Generell gilt, dass man nach einem Unfall stets die Übersicht bewahren und sich in aller Ruhe mit dem Unfallgegner unterhalten sollte. Die ist allerdings nicht immer möglich, falls die Unfallbeteiligten zum Beispiel nicht die gleiche Sprache sprechen. Damit die Schadensaufnahme dennoch relativ problemlos und auch einheitlich erfolgen kann, wurde vor geraumer Zeit ein europäischer Unfallbericht eingeführt.

Die Entwicklung des europäischen Unfallberichts

Entworfen wurde der europäische Unfallbericht für Versicherungsnehmer der Kfz-Versicherung vom Europäischen Versicherungsverband und es handelt sich dabei um ein Formular, welches im gesamten europäischen Raum, (also ganz Europa) einheitlich ist. Somit kann ein europäischer Unfallbericht vom deutschen Versicherungsnehmer in jedem Land Europas genutzt werden, egal ob Sie den Unfall in Deutschland, Spanien oder Dänemark hatten. Allerdings ist zu beachten, dass der Unfallbericht stets in nur einer Sprache, Hierzulande in der Regel in Deutsch verfasst ist. Falls Sie also zum Beispiel demnächst nach Frankreich verreisen, sollten Sie sich den Bericht auch in französischer Sprache besorgen. Auf diversen Webseiten kann ein europäischer Unfallbericht kostenlos heruntergeladen und ausgedruckt werden.

Was macht man mit dem EU-Unfallbericht?

Der Europäische Unfallbericht ist ein wichtiger Begleiter, der Sie für den Fall der Fälle optimal vorbereitet. Um bestmöglich darauf vorbereitet zu sein, beachten Sie bitte die folgenden Punkte:

  1. Drucken Sie den Unfallbericht zweimal aus: Stellen Sie sicher, dass Sie zwei Ausdrucke des Unfallberichts haben und bewahren Sie beide Exemplare sicher im Handschuhfach Ihres Fahrzeugs auf. Im Ernstfall ermöglicht Ihnen der Unfallbericht eine rasche Schadensregulierung.

  2. Nutzen Sie Ihr Smartphone, Handy oder eine Kamera: Falls möglich, führen Sie ein Smartphone, Handy oder eine Kamera im Fahrzeug mit. Mit dieser Ausstattung haben Sie die Möglichkeit, den Unfallhergang bildlich festzuhalten. Selbst eine Einwegkamera kann hierfür ausreichend sein und kann nach Gebrauch einfach entsorgt werden.

  3. Unterschriften aller Beteiligten auf dem Unfallbericht-Muster: Vergessen Sie nicht, dass alle beteiligten Personen den Unfallbericht unterschreiben sollten. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass die Unterschrift keine Schuldanerkenntnis darstellt. Die Unterschriften ermöglichen eine einheitliche Dokumentation des Vorfalls.

Aufbau des europäischen Unfallberichts

Wie bereits erwähnt, ist der europäische Unfallbericht vom Inhalt sowie von der Aufteilung der Fragen/Beschreibungen europaweit identisch. Er besteht aus einem Originalblatt und einer Durchschrift, sodass jeder der beiden Unfallbeteiligten eine Ausfertigung des ausgefüllten Berichtes erhalten kann. Der Aufbau des Unfallberichts ist sehr klar gegliedert. Zunächst sind am Beginn des Formulars Angaben darüber zu machen, an welchem Tag (Datum und Uhrzeit) und an welchem Ort sich der Unfall ereignet hat. Darüber hinaus wird festgehalten, ob es bei dem Unfall Verletzte gab und an welchem Fahrzeug ein Sachschaden entstanden ist. Ferner können an dieser Stelle auch Name und Anschrift von Zeugen notiert werden, die den Unfall eventuell beobachtet haben. Nach diesen wichtigen allgemeinen Angaben sind dann auf der linken Seite des Berichtsbogens sämtliche Angaben zum ersten Unfallbeteiligten und dessen Fahrzeug (Fahrzeug A) zu machen, während auf der rechten Seite die gleichen Angaben zum zweiten Unfallbeteiligten (Fahrzeug B) zu machen sind.

Angaben für den einheitlichen europäischen Unfallbericht

Zu den Angaben, die zu den Unfallbeteiligten und deren Fahrzeugen gemacht werden müssen, zählen zum Beispiel Name, Anschrift, Telefonnummer, Kennzeichen und Typ des Fahrzeuges. Somit werden im europäischen Unfallbericht auf jeden Fall alle wichtigen Daten festgehalten, um beteiligte Personen und Fahrzeuge eindeutig identifizieren zu können. Ferner sind auch noch Angaben zum jeweiligen Kfz-Versicherer und zum Fahrer zu machen. In der Mitte beinhaltet ein europäischer Unfallbericht dann die Angaben zu den Unfallumständen. Hier wird festgehalten, welche Situation zum Unfall geführt hat. Hat ein Fahrzeug zum Beispiel überholt, parkte es gerade ein, ist es rechts oder links abgebogen oder wurde ein Vorfahrtzeichen missachtet? Zudem sollte man auch noch eine Skizze vom Unfall angefertigen und zuletzt ist es wichtig, dass beide Unfallbeteiligten den Bericht unterschreiben.

Die Felder des europäischen Unfallberichts kurz erklärt

  • Tag des Unfalles: Hier tragen Sie das Datum ein, an dem der Unfall stattgefunden hat.
  • Ort Straße, Haus-Nr. bzw. Kilometerstein: Geben Sie den genauen Ort des Unfalls an, einschließlich Straße, Hausnummer oder Kilometerstein auf der Straße.
  • Verletzte (auch Leichtverletzte)?: Kreuzen Sie an, ob es Verletzte gab, einschließlich leichter Verletzungen.
  • Andere Sachschäden als an den Fahrzeugen A und B: Wenn es zusätzliche Sachschäden gab, die nicht an den beteiligten Fahrzeugen A und B entstanden sind, geben Sie hier an, ob solche Schäden vorliegen.
  • Zeugen Name, Anschrift, Telefon (Insassen unterstreichen): Tragen Sie hier die Namen, Adressen und Telefonnummern aller Zeugen ein. Falls es Mitfahrer (Insassen) in den beteiligten Fahrzeugen gibt, unterstreichen Sie deren Namen.
  • Versicherungsnehmer Name und Adresse (Großbuchstaben): Hier geben Sie den Namen und die Adresse des Versicherungsnehmers ein. Verwenden Sie Großbuchstaben.
  • Fahrzeug Marke, Typ: Tragen Sie die Marke und den Typ des beteiligten Fahrzeugs ein.
  • Versicherer Name der Gesellschaft: Geben Sie den Namen der Versicherungsgesellschaft ein, bei der das Fahrzeug versichert ist.
  • Vers. Nr.: Hier tragen Sie die Versicherungsnummer Ihres Fahrzeugs und des Unfallgegners ein.
  • Nr. der Grünen Karte: Die Grüne Karte ist ein internationales Versicherungszertifikat, das den Versicherungsschutz für das Fahrzeug im Ausland bestätigt. Tragen Sie hier die Nummer der Grünen Karte ein, falls Sie eine solche haben.
  • Besteht eine Vollkaskoversicherung?: Kreuzen Sie an, ob für das Fahrzeug eine Vollkaskoversicherung besteht oder nicht. Die Vollkaskoversicherung deckt normalerweise auch Schäden am eigenen Fahrzeug ab, unabhängig von der Schuldfrage.
  • Besteht Berechtigung zum Vorsteuerabzug?: Kreuzen Sie an, ob der Fahrzeughalter berechtigt ist, die Vorsteuer (Mehrwertsteuer) für das Fahrzeug abzuziehen. Dies ist in der Regel bei gewerblich genutzten Fahrzeugen der Fall.
  • Führerschein-Nr.: Tragen Sie die Nummer des Führerscheins des Fahrzeuglenkers (Fahrers) ein.
  • Führerschein Klasse: Geben Sie die Fahrerlaubnisklasse des Fahrzeuglenkers (Fahrers) ein. Dies bezieht sich auf die Kategorien des Führerscheins, die zum Führen des betreffenden Fahrzeugs berechtigen.
  • Fahrzeuglenker Name (Großbuchstaben): Tragen Sie den Namen des Fahrzeuglenkers (Fahrers) in Großbuchstaben ein.
  • Bezeichnen Sie durch einen Pfeil den Punkt des Zusammenstoßes: Zeichnen Sie einen Pfeil, der den Punkt des Zusammenstoßes zwischen den beteiligten Fahrzeugen A und B zeigt.
  • Sichtbare Schäden Anzahl der angekreuzten Felder: Kreuzen Sie die entsprechenden Felder an, um die sichtbaren Schäden an den Fahrzeugen A und B zu markieren.
  • Unfallskizze: Zeichnen Sie eine Unfallskizze, die den Unfallhergang grafisch darstellt. Nutzen Sie die im Formular vorgegebene Skizze für die Darstellung.
  • Unterschrift der Fahrzeuglenker: Lassen Sie die Fahrzeuglenker (Fahrer) beider Fahrzeuge den Unfallbericht unterschreiben.

Im Anschluss an das Ausfüllen und die Unterschriften sollte das Formular entsprechend seiner Gestaltung (Trennung der Blätter) gehandhabt werden.

Wichtiger Hinweis: Der Unfallbericht dient lediglich zur schnelleren Schadensregulierung und beinhaltet keine Schuldanerkenntnis. Es ist wichtig, dass die Angaben im Bericht wahrheitsgemäß und genau sind, da der Bericht bei Versicherungsansprüchen und rechtlichen Angelegenheiten verwendet werden kann.

 

Beispiel eines schriftlichen Berichts eines Verkehrsunfall für Ihre Versicherung oder Ihren Anwalt für Verkehrsrecht

  • Einleitung: Beginnen Sie den Unfallbericht mit einer kurzen Einleitung, in der Sie den Ort, das Datum und die Zeit des Unfalls angeben. Beschreiben Sie auch kurz die beteiligten Fahrzeuge und Personen
  • Unfallhergang: Beschreiben Sie den Unfallhergang detailliert. Beginnen Sie mit den Faktoren, die zum Unfall führten, und führen Sie die Ereignisse in chronologischer Reihenfolge auf
  • Ursachenanalyse: Versuchen Sie, die Hauptursachen des Unfalls zu identifizieren und zu analysieren. Erwähnen Sie mögliche Faktoren wie Unaufmerksamkeit, zu hohe Geschwindigkeit, schlechte Wetterbedingungen oder Verstöße gegen Verkehrsregeln
  • Beteiligte Personen: Geben Sie die Namen und Kontaktinformationen der beteiligten Fahrer und möglicher Zeugen an. Falls es Verletzte gab, vermerken Sie auch ihre Namen und den Grad der Verletzung
  • Polizeiliche Maßnahmen: Wenn die Polizei am Unfallort war, erwähnen Sie ihre Maßnahmen wie das Aufnehmen von Aussagen, das Erstellen einer Skizze oder das Fotografieren des Unfallorts
  • Relevante Verkehrsregeln: Erwähnen Sie gegebenenfalls relevante Verkehrsregeln oder Gesetze, die im Zusammenhang mit dem Unfall stehen könnten
  • Fazit und Empfehlungen: Schließen Sie den Bericht mit einem kurzen Fazit ab, das die wichtigsten Punkte zusammenfasst. Geben Sie bei Bedarf Empfehlungen zur Vermeidung ähnlicher Unfälle.

Wie bei jedem Text ist es wichtig, den Unfallbericht gründlich zu korrigieren und auf Fehler zu überprüfen, bevor er eingereicht oder weitergegeben wird.

Beispiel zur Einleitung: "Am 23. Juli 2023 ereignete sich um 14:30 Uhr ein Verkehrsunfall auf der Autobahn A1 in der Nähe von München. Der Unfall involvierte zwei PKWs, ein blaues Fahrzeug mit dem Kennzeichen XYZ-123 und ein rotes Fahrzeug mit dem Kennzeichen ABC-456."

Beispiel zum Unfallhergang: "Der Unfall wurde durch eine plötzliche Bremsung des blauen Fahrzeugs verursacht, als das rote Fahrzeug von hinten zu schnell heranfuhr. Der Fahrer des blauen Fahrzeugs gab an, dass er aufgrund eines Hindernisses auf der Fahrbahn bremsen musste. Das rote Fahrzeug konnte nicht rechtzeitig anhalten und kollidierte mit dem blauen Fahrzeug."

Beispiel zur Ursachenanalyse: "Die Hauptursache des Unfalls scheint die zu geringe Reaktionszeit des Fahrers im roten Fahrzeug zu sein, der nicht genügend Abstand zum vorausfahrenden blauen Fahrzeug gehalten hat. Die Straßenbedingungen waren trocken, und es lagen keine Hindernisse auf der Fahrbahn."

Beispiel zu beteiligten Personen: "Die Fahrerin des blauen Fahrzeugs wurde als Frau Lisa Müller identifiziert, während der Fahrer des roten Fahrzeugs Herr Peter Schmidt ist. Beide Fahrer wurden bei dem Unfall leicht verletzt und wurden zur Untersuchung ins nahegelegene Krankenhaus gebracht."

Beispiel zu polizeilichen Maßnahmen: "Die Polizei war schnell vor Ort und hat die Unfallstelle abgesichert. Zeugenaussagen wurden aufgenommen, und der Unfall wurde durch eine Skizze dokumentiert. Fotos der beschädigten Fahrzeuge wurden ebenfalls gemacht."

Beispiel zu relevante Verkehrsregeln: "Gemäß den geltenden Verkehrsregeln ist jeder Fahrer verpflichtet, ausreichenden Abstand zu halten und eine angemessene Geschwindigkeit beizubehalten, um Auffahrunfälle zu vermeiden."

Beispiel zu Fazit und Empfehlungen: "Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Unfall durch mangelnden Abstand und eine unzureichende Reaktion des roten Fahrzeugführers verursacht wurde. Es wird empfohlen, dass alle Fahrer stets ausreichend Sicherheitsabstand halten und ihre Geschwindigkeit den Straßenbedingungen anpassen."