Die Malusdatei schützt alle ehrlichen Versicherungsnehmer

Die Autoversicherer bieten gerade in den letzten Jahren bedingt durch den Preiskampf in vielen Fällen sehr günstige Rabatte und Kfz-Tarife an. Dieses im Durchschnitt gesenkte Prämienniveau kann aber nur beibehalten werden, wenn die Versicherung sich und alle Versicherungsnehmer gegen Betrugsversuche und Kundenabzocke schützt. Ein Instrument hierfür ist die sog. Malusdatei.

Was ist die Malusdatei?

Die Malusdatei ist eine elektronische Datenbank, in der Informationen über die Schadenfreiheitsklassen (SF-Klassen) der Versicherungsnehmer gespeichert werden. Bei jedem Versicherungsantrag oder -wechsel, sei es für eine Kfz-Haftpflichtversicherung oder eine Kaskoversicherung, wird der Antragsteller in diese Datei aufgenommen und einem bestimmten Kennzeichen oder einer Schadensklasse zugeordnet, die auf seiner vorherigen Schadenhistorie basiert.

Die Malusdatei ist in erster Linie ein Präventionsinstrument, mit dem die Kfz-Versicherungen betrügerisches Verhalten der Kundinnen und Kunden vermeiden wollen. Wenn Sie die Malusdatei näher kennenlernen möchten, dann hilft ein Blick in die Konstruktionsprinzipien der Autoversicherung, vielleicht auch wenn Sie die letzte Beitragsrechnung Ihrer Versicherung betrachten. Je länger jemand unfallfrei fährt, je günstiger wird das versicherte Risiko vom Versicherer eingeschätzt und desto niedriger werden die Versicherungsbeiträge. Der sogenannte Schadensfreiheitsrabatt katapultiert den unfallfreien Fahrer jedes Jahr in eine höhere Rabattstufe, bis letztendlich nur 30 % der eigentlichen Prämie gezahlt werden.

Jetzt kommt es immer wieder vor, dass Autofahrer einen Unfall bauen und schnell die Kfz-Versicherung kündigen und wechseln, noch bevor der alte Unfall abgerechnet wird und die Hochstufung erfolgt. Der neuen Kfz-Versicherung geben sie dann 5,10,15 unfallfreie Jahre an und übertragen ihren hohen Rabatt. Gegen diese unwahren Angaben gibt es die Malusdatei.

Was steht in der Malusdatei?

Deshalb werden in der Malusdatei die aktuellen Unfälle mit dem Autokennzeichen und den Daten des Versicherungsnehmers erfasst. Somit sind dort Negativmerkmale erfasst und beim Versicherungswechsel kann die neue Kfz-Versicherung feststellen, dass gerade ein Unfall war und ob der Versicherte beim Neuantrag korrekte Angaben gemacht hat. Somit wird der neue Versicherer vor einem Kunden gewarnt, der angibt ein fehler- und unfallfreier Fahrer zu sein, in Wirklichkeit jedoch einen oder mehr Unfälle gehabt hat.

Die Malusdatei hilft bei Versicherungsbetrug

Immer wieder lesen Sie in der Zeitung von sog. "Autobumsern": Die sogenannten Autobumser provozieren mit einem meistens geliehenen Auto und oftmals mit Bekannten oder der mehr oder weniger zufällig anwesenden (Arbeitskollegen) ausreichenden Anzahl an Zeugen immer wieder Unfälle. Duch den so provozierten Unfall kassieren diese Gruppen eine Wertminderung oder von der Werkstatt den Reparaturkostenvoranschlag und stöpseln das Auto in einer nicht einsehbaren Hinterhofgarage wieder zusammen und verursachen bald den nächsten Unfall. Auch hier hilft die Malusdatei. Dort lässt sich schnell feststellen, dass der Fahrer nicht etwa das Fahren verlernt hat, sondern dass er ein illegales Geschäftsmodell auf Kosten anderer betreiben möchte.

Vorteile für vorsichtige Fahrer

Für vorsichtige Fahrer bietet die Malusdatei einige bedeutende Vorteile. Durch unfallfreies Fahren können sie in den SF-Klassen aufsteigen, was wiederum zu niedrigeren Versicherungsprämien führt. Mit jedem schadenfreien Jahr steigt die Schadenfreiheitsklasse, was eine direkte Auswirkung auf die Höhe der zu zahlenden Beiträge hat. Das bedeutet, dass die Versicherungsprämie mit jedem Aufstieg in der SF-Klasse sinkt, da das Versicherungsrisiko für das Unternehmen reduziert wird.

Ein weiterer Vorteil für vorsichtige Fahrer ist die Möglichkeit, bei einem Wechsel der Kfz-Versicherung von ihrer vorherigen Versicherung eine Schadenfreiheitsbescheinigung zu erhalten. Diese Bescheinigung bestätigt die Anzahl der schadenfreien Jahre, die der Versicherte bei seiner Vorversicherung hatte. Die Schadenfreiheitsbescheinigung kann dann bei der Antragstellung für einen neuen Versicherungsvertrag vorgelegt werden, um von Anfang an in einer höheren SF-Klasse eingestuft zu werden. Dies ermöglicht dem Versicherten, von den günstigeren Tarifen zu profitieren, die mit einer besseren Schadenfreiheitsklasse einhergehen.

Die Malusdatei wirkt auch als Schutzmechanismus für Versicherungsunternehmen, da sie bei der Antragstellung Zugriff auf die Fahrzeughistorie des Antragstellers haben. Dadurch können sie betrügerische Versicherungsansprüche und Mehrfachanmeldungen desselben Fahrzeugs verhindern, was dazu beiträgt, Versicherungsbetrug zu minimieren.

Kritik an der Malusdatei im Bereich der Kfz-Versicherer:

Obwohl die Malusdatei zweifellos ihre Vorteile hat, gibt es dennoch einige Kritikpunkte, die von verschiedenen Seiten hervorgebracht werden. Einige Kritiker argumentieren, dass die Malusdatei nicht alle relevanten Aspekte des Fahrverhaltens berücksichtigt und dadurch einige Fahrer möglicherweise benachteiligt werden könnten.

Ein zentraler Kritikpunkt betrifft die Tatsache, dass die Malusdatei hauptsächlich auf schadenfreien Jahren basiert, um die Schadenfreiheitsklassen (SF-Klassen) und damit die Versicherungsprämien zu bestimmen. Dies könnte bedeuten, dass vorsichtige Fahrer, die unverschuldet in Unfälle verwickelt waren oder aufgrund äußerer Faktoren in der Vergangenheit Schäden gemeldet haben, in der Malusdatei ungerecht zurückgestuft werden. Diese Rückstufung führt zu höheren Prämien, obwohl sie möglicherweise keine Schuld an den Unfällen hatten.

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Tatsache, dass die Malusdatei nicht alle Aspekte des individuellen Fahrverhaltens erfasst. Es werden keine Daten zu Fahrgewohnheiten, Geschwindigkeitsübertretungen oder anderen Verkehrsverstößen gespeichert. Dadurch könnte es sein, dass einige riskante Fahrer, die häufig Verstöße begehen oder unsicher fahren, dennoch in niedrigeren SF-Klassen eingestuft werden und somit günstigere Tarife erhalten. Dies könnte als ungerecht empfunden werden, da Versicherungsprämien idealerweise das tatsächliche Risiko eines Versicherungsnehmers widerspiegeln sollten.

Um solche Herausforderungen anzugehen, könnten Versicherungsunternehmen möglicherweise ihre Bewertungskriterien erweitern. Anstatt ausschließlich auf die Anzahl der schadenfreien Jahre zu fokussieren, könnten sie Telematik-Technologien nutzen. Telematik-Geräte oder Smartphone-Apps könnten Daten über das Fahrverhalten eines Versicherungsnehmers erfassen, wie zum Beispiel Geschwindigkeitsüberschreitungen, abruptes Bremsen oder Beschleunigen. Diese zusätzlichen Daten könnten dazu beitragen, ein umfassenderes Bild des individuellen Fahrverhaltens zu zeichnen und das Versicherungsrisiko genauer zu bewerten.

Alternative Ansätze zur Malusdatei in der Kfz-Versicherung:

Während die Malusdatei ein bewährtes Instrument ist, um das Fahrverhalten von Versicherungsnehmern zu bewerten und die Schadenfreiheitsklassen (SF-Klassen) zu bestimmen, gibt es auch alternative Ansätze, die von einigen Versicherungsunternehmen oder in anderen Ländern verwendet werden. Diese alternativen Modelle zielen darauf ab, das Fahrverhalten individueller und gerechter zu bewerten, indem sie modernere Technologien und Daten nutzen. Hier sind zwei solcher Ansätze:

  1. Telematik-Systeme: Telematik-Systeme sind moderne Technologien, die in Fahrzeugen installiert werden, um verschiedene Fahrdaten zu erfassen und zu analysieren. Diese Systeme können Daten wie Geschwindigkeit, Beschleunigung, Bremsverhalten, Kurvenfahrten und Fahrstrecken aufzeichnen. Durch die kontinuierliche Erfassung dieser Daten kann das individuelle Fahrverhalten genau analysiert werden.

Versicherungsunternehmen, die Telematik-Systeme nutzen, können ihre Tarife auf der Grundlage dieser Daten individuell anpassen. Fahrer, die sicher und defensiv fahren, könnten von niedrigeren Versicherungsprämien profitieren, da das Risiko für das Versicherungsunternehmen geringer ist. Im Gegensatz dazu könnten Fahrer, die riskant fahren, höhere Prämien zahlen, um das höhere Versicherungsrisiko auszugleichen.

  1. Pay-as-you-drive-Modelle: Das Pay-as-you-drive-Modell ist ein weiterer alternativer Ansatz zur Bewertung des Fahrverhaltens. Hierbei wird der Versicherungsbeitrag direkt von der tatsächlichen Fahrleistung abhängig gemacht. Versicherungsnehmer zahlen demnach nicht eine pauschale Prämie, sondern werden auf Basis der tatsächlich gefahrenen Kilometer und der gefahrenen Zeit berechnet.

Dieses Modell kann für Gelegenheitsfahrer, die wenig mit dem Fahrzeug unterwegs sind, kostengünstiger sein, da sie nur für die tatsächlich zurückgelegten Strecken zahlen müssen. Es ermutigt außerdem zu einer bewussten Fahrweise und weniger Fahrten, was sich positiv auf die Verkehrsbelastung und die Umwelt auswirken kann.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese alternativen Ansätze nicht unbedingt die Malusdatei ersetzen, sondern vielmehr eine Ergänzung dazu darstellen können. In einigen Ländern werden Telematik-Systeme und Pay-as-you-drive-Modelle bereits erfolgreich eingesetzt, um das Fahrverhalten individueller und fairer zu bewerten. Sie bieten den Versicherungsnehmern eine Möglichkeit, aktiv an der Gestaltung ihrer Versicherungsprämien teilzunehmen, indem sie sichere Fahrpraktiken belohnen und dadurch das allgemeine Verkehrssicherheitsbewusstsein steigern.

Die Einführung moderner Technologien in die Kfz-Versicherung ermöglicht eine genauere Bewertung des individuellen Fahrverhaltens und trägt dazu bei, dass Versicherungsprämien besser an das tatsächliche Risiko angepasst werden können. Durch diese Alternativen erhalten Versicherungsnehmer eine größere Transparenz und Flexibilität bei der Gestaltung ihrer Kfz-Versicherung.