Dashcams als Nachweis bei Verkehrsunfällen

von AF

Immer mehr Autofahrer entscheiden sich dazu, für den Fall eines Unfalls auf Nummer sicher zu gehen. Mit einer Autokamera, der sogenannten Dashcam, hoffen sie, gegenüber der Versicherung ihre Unschuld beweisen zu können, wenn es mit dem Auto zu einem Schadensfall kommt.

Mode oder Notwendigkeit - Dashcams filmen Autofahrer

Die Dashcams sind besonders in Russland heute Mode geworden und viele Autofahrer haben sie bereits auf ihrem Armaturenbrett angebracht. Ein Dashcam kann mit einem Klebepad oder mit Saugnäpfen auch an der Windschutzscheiben angebracht werden und filmt fortlaufend das Verkehrsgeschehen. Sollte es nun zu einem Unfall oder einem anderen Schadensfall kommen, so hat kann man den genauen Verlauf dieser Situation auf dem Video verfolgen. Dadurch lässt sich unter Umständen recht leicht ersehen, welche Partei schuldig ist. Die Videos können natürlich auch dazu dienen, eventuelles Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer zur Anzeige zu bringen. Wenn der Entscheid des Münchener Amtsgerichts Schule macht und in Zukunft auch weitere Gerichte dieses Beweismaterial akzeptieren werden, so sehen sich Autofahrer einer völlig neuen Situation gegenüber. Während ein Dashcam natürlich in einem Prozess ausgezeichnet zur Aufklärung einer Sachlage beitragen kann, so besteht jedoch auch die Gefahr, dass sich die neue Technologie schnell in eine Art privates Überwachungssystem verwandelt, bei dem Autofahrer sich gegenseitig filmen.

Kleine Kamera mit großer Wirkung

Die Dash-cams, die heute bei uns erhältlich sind, verblüffen durch ihre einfache Bedienung und Bildqualität. Sie erinnern ein wenig an ein Instrument, dass man noch vor Jahren in einem James Bond Film bewundert hätte, wo schon damals Technologie in die Autos des Meisterspions eingebaut wurden, die diesem in jeder Lebenslage Beistand leistete. Die Geräte leisten wirklich Erstaunliches. Sie sind in der Lage, Tag und Nacht gestochen scharfe HD Videos aufzunehmen und zu speichern. Dazu können sie über GPS auch die Geschwindigkeit des Fahrzeugs und den Standort festhalten. Natürlich gibt es auch schon die richtige Kamera für jeden Geldbeutel. Schon für unter 50 Euro stattet man den Wagen mit der eigenen Dashcam aus. Wer es natürlich professioneller mag, kann sich auch für wesentlich teurere Modelle mit zusätzlichen Features entscheiden. Die meisten Geräte beziehen ihren Strom ganz einfach durch ein Kabel aus dem Zigarettenanzünder. Somit kann man das Gerät also ganz einfach selbst installieren. Zumeist werden sie mit einem Saugnapf oder einem Klebepad angebracht. Diese Vorrichtungen werden mitgeliefert und man braucht kein Experte zu sein, um die Kamera im Auto anzubringen. Der Aufnahmewinkel liegt bei etwa 120 Grad, so dass man auch Landschaftsaufnahmen machen kann. Bei vielen Modellen schaltet sich die Kamera an, wenn das Auto gestartet wird und wir auch automatisch ausgeschaltet, sobald man den Fahrzeugmotor abschaltet. Die Kamera verfügt über einen Chip, auf dem die Aufnahmen gespeichert werden. Im normalen Betrieb werden die ersten Aufnahmen einfach wieder überspielt, wenn der Chip voll ist. Der Nutzer kann jedoch einzelne Aufnahmen durch eine Speichertaste sichern, so dass sie nicht überspielt werden. Meistens erhält man beim Kauf der Kamera auch gleich ein Kabel, mit dem man das Gerät an den PC oder Laptop anschließen kann, wo man sich die Aufnahmen anschauen und hier natürlich auch nach Belieben auf der Festplatte sichern kann. Dazu muss allerdings der richtige Treiber auf dem Rechner installiert werden. In aller Regel sind die Aufnahmen vom Dashcam scharf genug, um im Falle eines Unfalls auch das Kennzeichen eines am Unfall beteiligten Wagens sichtbar zu machen. Hat man jedoch Zweifel, ob die Kamera das Kennzeichen auch wirklich gespeichert hat, beispielsweise wegen schlechter Lichtverhältnisse oder einem ungünstigen Winkel, so hat der Nutzer auch die Möglichkeit, dass Kennzeichen über ein Microfon darauf zusprechen. Wer sozusagen ein Rundumbild des Verkehrsgeschehens haben möchte, kann sich auch zum Anbringen von zwei Kameras entscheiden. Dabei wird eine Kamera an der Windschutzscheibe angebracht und die andere an der Heckscheibe installiert. So kann man auf der Autobahn auch solche Fahrer entlarven, die ständig drängeln oder mit der Lichthupe belästigen. Das neue Lieblingsspielzeug der Russen ist also funktionell und vielseitig und verspricht, auch bei deutschen Autofahrern ein Hit zu werden. Die Verkaufszahlen für Dash-cams sind im Steigen begriffen.

Positive Aspekte des Dashcams

Oft gibt es Unfallsituationen, in denen man mit einem Dashcam seine Unschuld zweifelsfrei beweisen kann, was ohne dieses Video kompliziert werden könnte. An der roten Ampel rollt das Fahrzeug vor dem eigenen Wagen plötzlich zurück und es kommt zum Zusammenstoß. Gibt es keine Zeugen, so ist das Video die einzige Möglichkeit, um zu beweisen, dass man selbst nicht aufgefahren ist. Auch hört man immer häufiger von Personen, die absichtlich einen Unfall verursachen, um dann eine Schmerzensgeldforderung zu erheben. Auch in diesem Falle kann man die Dashcam natürlich zur eigenen Verteidigung verwenden, wenn sie den Unfallverlauf genau aufgezeichnet hat. In Russland ist der Einsatz des Dashcams weit verbreitet und hier sind auch schon ausgezeichnete Naturaufnahmen zu Stande gekommen. So waren unlängst spektakuläre Aufnahmen von einem Meteoriteneinschlag in Russland im Internet zu sehen, die mit einem Dashcam aufgenommen wurden. So kann der Dashcam also einerseits dazu dienen, bei einem Unfall die eigene Unschuld zu beweisen und andererseits auch dazu beitragen, interessante Begebenheiten festzuhalten, die man unterwegs erlebt.

Wo beginnt das unerlaubte Eindringen in die Privatsphäre

Der Dashcam nimmt wahllos alles auf, was sich vor seinem Auge abspielt. Dabei kann es natürlich zu vielen Videoaufnahmen kommen, die ganz eindeutig ein eindringen in fremde Privatsphäre bedeuten. Ein Ehemann umarmt fern den Augen seiner Frau die Geliebte zum Abschied im Wagen, ein Arbeitnehmer trinkt gemütlich im Café am Straßenrand ein Bier, während er eigentlich auf der Arbeit sein sollte und ein Eiliger parkt ganz schnell einmal im totalen Halteverbot. Natürlich bleibt es der Moral jedes Einzelnen anheimgestellt, ob er solche Bilder ganz einfach ignoriert und überspielen lässt. Es bleibt jedoch das ungute Gefühl einer ständigen Überwachung bestehen. Hand aufs Herz, wer möchte schon in jeder Situation auf der Straße auf Video Film aufgenommen werden. Selbst wenn es sich dabei nur um die kleine Szene handelt, als man sich neulich mit der Tüte Pommes mit Mayonnaise das neue Frühjahrskostüm völlig verschmutzte. Gesetzlich wird dem Bürger der Schutz der Privatsphäre durch das allgemeine Persönlichkeitsrecht, das im Grundgesetz verankert ist, zugesagt. Moderne Technologien führen immer wieder zu erbitterten Diskussionen dieses Rechtes. So gehört zum Beispiel der Schutz im Internet zu den Themen des Tages, von denen man immer wieder hört. Nun ist es natürlich denkbar, das Videos, die von den Dashcams kommen, ebenfalls zur Verletzung des Persönlichkeitsrechts beitragen können. Natürlich tritt die Rechtsverletzung erst dann ein, wenn das Video veröffentlicht wird. Jedoch gibt es im Internet heute eine ganze Reihe von Möglichkeiten, um Videos hochzuladen, ohne dass man dabei notwendigerweise die eigene Identität angeben muss. Hier besteht natürlich die Gefahr, dass sich ein Scherzbolde genau wie skrupellose Menschen der Aufnahmen des Dashcams bedienen, um sie hier zu veröffentlichen. Das kann natürlich nicht nur zu Peinlichkeiten führen, sondern je nach Inhalt des Videos für den Betroffenen eine Reihe von schwerwiegenden Konsequenzen nach sich ziehen. Ein weit verbreiteter Einsatz von Dashcams kann genau diese Gefahr nach sich ziehen. Jeder kann jeden ganz unbemerkt beobachten und das Gesehene auch auf Video speichern und gegebenenfalls veröffentlichen. Hier besteht ein offensichtlicher Interessenskonflikt, wo wieder einmal technische Errungenschaften, die unser Leben leichter machen können, gleichzeitig auch zu negativen Zwecken herangezogen werden können. Die einzige Weise, auf die man als Einzelner dieser Entwicklung Einhalt bieten kann, wird wohl darin bestehen, vertrauliche Information, die man mit dem eigenen Dashcam aufgenommen hat, mit den gleichen moralischen Kriterien zu behandeln, die man sich von anderen wünscht.

Wenn die Videokamera zum Verräter wird

Ganz nach russischen Vorbild wünschen sich heute deutsche Autofahrer einen Dashcam, um im Zweifelsfalle ihre Unschuld in einem Unfall beweisen zu können. Auch wenn die Rechtslage heute noch nicht eindeutig geklärt ist, besteht doch die Möglichkeit, das tatsächliche Geschehen auf Video festzuhalten. Wie in dem Fall, der in München zur Verhandlung kam, kann dies zuweilen die einzige Möglichkeit sein, um die Wahrheit ans Licht zu bringen. Was Autofahrer dabei allerdings oft nicht bedenken, ist die Tatsache, dass man natürlich auch selbst durchaus einmal die Schuld bei einem Unfall tragen kann. Schnell ist aus einem Fahrfehler oder einer Unvorsichtigkeit ein Unfall mit kleineren oder größeren Folgen geworden, den man selbst verursacht hat. Die unparteiische Kamera zeichnet natürlich auch das auf. Wer da glaubt, dass der Dashcam nur zu eigenen Gunsten ausgenutzt werden kann, liegt weit gefehlt. Die Staatsanwaltschaft kann nämlich die Herausgabe des Dashcams anordnen, wenn zu vermuten steht, dass sie zur Aufklärung der Schuldfrage beitragen kann. In diesem Falle hat man sich dann selbst überführt. Auch hier entscheidet einzig und allein der Richter, ob der Video Beweis im Verfahren zugelassen wird. Wer sich mit seiner Dashcam zum privaten Ordnungshüter aufspielen möchte, um andere Verkehrsteilenehmer wegen Verstößen gegen die Straßenverkehrsordnung anzuschwärzen, zieht ebenfalls den Kürzeren. Die Verkehrssicherheit nämlich der Polizei und Privatpersonen ist es nicht erlaubt, derartige Aufnahmen zu machen. Ist allerdings eine Dashcam im Polizeifahrzeug angebracht, so sind die Polizisten in der Lage, die Aufnahmen entsprechend zu verwenden.

Dashcams erobern die Welt

In Russland ist in vielen Bereichen auch heute noch das Recht des Stärkeren gültig. Darum installiert man hier wohl auch die Dashcams besonders gerne, um sich selbst zu schützen. Die meisten Szenen von spektakulären Unfällen, die heute ins Internet eingestellt wurden, kommen heute aus Russland. Aber auch in anderen Ländern erfreut sich die Dashcam bereits hoher Beliebtheit. So ist sie in den USA bereits zum ständigen Begleiter in vielen Fahrzeugen geworden. Hier hatte man schon immer eine Schwäche für die neusten Gadgets und die Dashcam gehört ganz einfach dazu. Auch in Ländern, in denen eine undurchsichtige Rechtslage herrscht und Polizisten oft korrupt sind, hat die Dashcam durchaus einen positiven Effekt und kann dazu eingesetzt werden, eigene Rechte zu schützen. Jedoch sollte man auch bedenken, dass man jedes mal, wenn man eine andere Person mit der Dashcam aufzeichnet, auch in das Recht auf das eigene Bild dieser Person und damit den Datenschutz eingreift. Einen Unterhaltungswert hat diese Kamera so gut wie nicht und man sollte vor der Anschaffung überlegen, ob sie wirklich einen Schutz bietet, den man unbedingt braucht, oder ob man auch weiterhin autofahren kann, ohne dabei jeden zurückgelegten Kilometer filmisch festhalten zu müssen.