Die Rückversicherung von Kumulschäden
von AF
Die Absicherung eines Kumulschadens ist in der Praxis eines der wichtigsten Beispiele für die Funktionsweise einer Rückversicherung. Als solche wird jede Art von Versicherung bezeichnet, die ausschließlich von Versicherungsgesellschaften selbst abgeschlossen wird und das Unternehmen bezogen auf bestimmte Risiken vor dem finanziellen Ruin bewahren soll. Gerade bei kleinen und mittleren Versicherern kann eine Elementarschaden mit verheerenden Ausmaßen für Schadenersatzverpflichtungen sorgen, die großer als das Unternehmensvermögen der Versicherung ausfallen. Dies hätte nicht nur die Insolvenz der Versicherung zur Folge, vielmehr würden einzelne Versicherte gar nicht zu ihrem Anteil an Schadenersatz gelangen.
Um genau diese Situation zu vermeiden, sichern sich die Versicherungsunternehmen selbst über die sogenannte Rückversicherung ab. Um den Kumulschaden nach Hochwasser, Erdbeben & Co. aufzufangen, wird von den meisten Versicherungen mit einer entsprechenden Spezialisierung eine Elementarschaden-Rückversicherung angeboten. Wie es der Name bereits andeutet, wird hier die Gesamtheit aller Schadensarten abgesichert, die potenziell zu einem teuren Kumulschaden führen können und so den einzelnen Versicherungsunternehmen eine umfassende finanzielle Sicherheit bieten. Zudem besteht die Möglichkeit, den Vertrag als sogenannte Kumulschadenexzedenten-Rückversicherung abzuschließen. Im Unterschied zur klassischen Rückversicherung übernimmt der Rückversicherer sogar die Abwicklung des Schadens selbst und ist für den Schadenersatz verantwortlich. Allerdings tritt die Regelung erst ab einer gewissen Quote ein, z. B. einer bestimmten Anzahl an Schadensfällen nach einem Elementarereignissen der abgesicherten Versicherungsgesellschaft.
Organisatorische Probleme und ihre praktische Abwicklung
Neben den finanziellen Herausforderungen, die jeder Kumulschaden für eine Versicherung mit sich bringt, sind organisatorische Probleme zu erwarten. Die praktische Erfahrung zeigt, dass ein Kumulschaden meist binnen sehr kurzer Zeit eine große Zahl an Versicherungsnehmern trifft, die allesamt eine schnelle Abwicklung des Schadens und einen zeitnahen Erhalt von Schadenersatz wünschen. Üblich ist die kollektive Abwicklung eines Kumulschadens, d. h. die Versicherung sammelt gewöhnlicherweise über einen festen Zeitraum sämtliche Schadensmeldungen und rechnet diese abschließend pauschal ab, beispielsweise über ihren Rückversicherer.
Für einen Großteil der Kumulschäden liegen Notfallpläne vor, die jeder Versicherung die Freizeit zum schnellen und unbürokratischen Handeln geben. Ein konkretes Beispiel wäre ein Orkan, der bei Tausenden von Haushalten und Versicherungsnehmern eines bestimmten Versicherers das Dach abgedeckt hat. Aus logistischen Gründen ist es kaum möglich, in wochenlanger Arbeit jeden einzelnen Schadensfall über einen Gutachter überprüfen zu lassen, während durch das abgedeckte Dach und eintretende Niederschläge ins Haus weitere Schäden entstehen. Im Rahmen eines Notfallplans gibt die Versicherung daher ungeprüft verschiedene Sofortmaßnahmen und Handlungsschritte frei, um einen noch größeren Kumulschaden zu verhindern und dem einzelnen Versicherungsnehmer eine größtmögliche Sicherheit zu schenken.
Die Abrechnung eines Kumulschadens erfolgt im Nachhinein meist pauschal und ohne detaillierte Prüfung eines jeden Einzelfalls. Genau diese Vorgehensweise kann zu einem finanziellen Risiko für die Versicherung werden, da nach praktischer Erfahrung vielen Betroffenen oftmals mehr ausgezahlt wird als an tatsächlicher Schadenshöhe vorlag. Während der einzelne Versicherungsnehmer eine erhöhte Entschädigungsleistung gerne annimmt, stellt dies für die Wirtschaftlichkeit der Versicherung eine Herausforderung dar. Das Problem lässt sich allerdings nicht umgehen, da Schadensart und Schadenshöhe bei einem Kumulschaden weiterhin nicht genau prognostiziert werden kann. Grund hierfür ist schlichtweg die Seltenheit der entsprechenden Ereignisse, die keine genaue Vorhersage und Kalkulation ermöglicht.