Erhöhung der Sicherheit im Strassenverkehr mit dem Side Impact Protection System

von AF

Vor über hundert Jahren unternahm Bertha Benz die allererste Autofahrt. Damals gab es keine Konkurrenz im Straßenverkehr, die Anzahl der Automobile war dementsprechend niedrig. Die einzige Gefahr, die es beim Autofahren gab, waren die schlechten Straßen, unasphaltiert sowie hier und da mit Schlaglöchern versehen. Wer in so ein Schlagloch geriet, riskierte gerade einmal einen Achsbruch. Das Leben der Insassen war dadurch noch nicht wirklich gefährdet. Anders sieht es heute auf den motorisierten Wegen unserer Welt aus. Die Zahl der Autofahrer nahm mit den Jahren, vor allem den letzten Jahrzehnten, rasant zu. Durch Unfälle, die fortan das Leben der Menschen gefährdeten, lag vor allem am nicht-ausgefeilten Bremssystem und anderen Mankos an der Karosserie. Dies führte zu einem Umdenken und Autobauer so wie Erfinder tüftelten an zahlreichen Sicherheitseinrichtungen. Studien belegen, dass derzeit etwa jeder vierte Unfall durch einen Seitenaufprall passiert. Die Karosserie bietet an der Front- und Heckseite eine gewissen Knautschzone, also einen Spielraum für die Deformation des Autoblechs. Seitlich ist dieser Spielraum nicht vorhanden. Ein Seitenaufprallschutz, auch Side Impact Protection System (SIPS) genannt, ist eine glücklich gelungene Erfindung, die dieses Manko einer Autokarosserie mildert und so für erhöhte Sicherheit im Strassenverkehr sorgt.

Mehr Sicherheit im Strassenverkehr

Die Sicherheit für Autofahrer wurde ab den 1960er Jahren ein bedeutendes Thema. Vorreiterrolle spielten diesbezüglich die USA, die sich um neue Gesetze bemühten, damit Autos in Sachen Sicherheit entsprechend weiterentwickelt wurden. Beispielsweise wurde gesetzlich festgelegt, wie viel Energie ein Stoßdämpfer abbauen sollte, ebenso wurde der Abstand der Windschutzscheibe zum Kopf des Fahrers in Bezug auf Sicherheit berechnet und dementsprechend festgelegt. Dadurch hat sich auch das Automobildesign verändert, um all die neuen Bestimmungen baulich umsetzen zu können. Auch sonst legte man fest, dass neben den aktiven Sicherheitsbestimmungen, auch passive Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden können, um die Sicherheit der Fahrzeuginsassen sowie allgemein die Sicherheit im Strassenverkehr zu erhöhen.

Zur passiven Sicherheit werden bauliche Gegebenheiten im Fahrzeug gezählt, die Lenker und Passagiere eines Autos im Falle eines Unfalls vor schwereren Verletzungen schützen sollen. Dazu gehört ein Schutz vor Aufprall am Lenkrad, sowie ein Armaturenbrett, das durch eine gepolsterte Ausstattung grobe Verletzungen verhindern soll. Aber auch der Sicherheitsgurt und ein Überrollbügel zählen zur passiven Sicherheit. Die Karosseriebleche wurden nach und nach glattflächiger und Ecken wurden abgerundet. Auch der Seitenaufprallschutz ist eine passive Sicherheitsmaßnahme. Bei Unfällen, speziell bei einem Seitenaufprall, waren die Insassen eines Fahrzeugs vor 1992 dem gnadenlos ausgeliefert, die meist mit schwersten Verletzungen oder sogar tödlich endeten. Durch die Erfindung des Seitenaufprallschutzes, dem Side Impact Protection System (SIPS), gingen die Zahlen der Verletzen und Verletzungen mit Todesfolgen rasant zurück.

Das Side Impact Protection System im Detail

Ein Auto hat durch eine Knautschzone im Front- und Heckbereich bei einem Aufprall eine gewisse Möglichkeit, Energie abzufangen. Bei einem Aufprall an den Seiten ist der Insasse durch die Materialverformung besonders gefährdet. Bei älteren Fahrzeugen, die ohne Seitenaufprallschutz ausgestattet sind, wird das Bodenblech im Fußraum des vorderen Bereiches komplett aufgerissen. Das Armaturenbrett verschiebt sich in Richtung Fahrzeuginsassen der vorderen Reihe. Dadurch ist das Verletzungsrisiko von Oberschenkel und Knie besonders erhöht. Aus diesem Grund ist es wichtig, diesen Seitenbereich möglichst stabil zu gestalten, damit sich das Fahrzeug beziehungweise der Fahrgastraum nach Möglichkeit wenig deformiert. Dazu wurde vom Autohersteller Volvo im Jahre 1992 erstmals ein Side Impact Protection System (SIPS), auch Seitenaufprallschutz genannt, entwickelt. Dieses Konzept des Side Impact Protection System soll die Sicherheit im Strassenverkehr für Autoinsassen besonders erhöhen. Es soll dazu dienen, die Belastung der Menschen im Auto bei Verkehrsunfällen durch einen seitlichen Aufprall zu minimieren.

Die Merkmale des Side Impact Protection System

Die Merkmale, die das Side Impact Protection System auszeichnen werden an drei wesentlichen Erneuerungen festgemacht. Zum einen ist das die Umgestaltung der B-Säule und dem Aufprallträger. Unter einer Säule wird die Verbindung zwischen Karosserieunterbau sowie Dachbereich verstanden, die einen tragenden Charakter hat. Die B-Säule befindet sich in der Mitte, zwischen dem seitlichen Vorder- und Hinterfenster. Bei Cabriolets und Coupés gibt es demnach oft keine B-Säule. Weitere Merkmale für ein Side Impact Protection System sind eigens konstruierte Türen, die im inneren mit Stahlverstrebungen ausgestattet sind. Das Dritte Merkmal sind Airbags an der Seiten und speziell für den Kopf, ein Kopf-Airbag System, auch IC-Curtain genannt. Passiert nun ein grober Seitenaufprall, so werden die wirkenden Aufprallkräfte durch das Side Impact Protection System auf die Querträger des Autos geleitet. Durch steife Side Impact Protection System-Rohre, die unterhalb der Vordersitze eingebaut sind, wird der Passagierraum trotz starker Kräfteeinwirkung von außen nicht deformiert, da sich die Sitze verschieben, wenn die Türe in den Insassenraum eindringt. Studien zufolge gingen, vor der Einführung des Side Impact Protection System mehr als zwei Drittel aller Unfalltoten auf einen Seitenaufprall-Unfall zurück. Dadurch, dass die B-Säule versteift wurde, konnte damit erzielt werden, dass die Seitenwand sowie die Türen nicht zu heftig eingedrückt werden. Auch ein Seitenairbag wurde dem System hinzugefügt, was für noch mehr Sicherheit im Strassenverkehr sorgt. Gut zu wissen ist, dass, um so niedriger die Fahrgeschwindigkeit beim Aufprall ist, desto besser wirkt das Side Impact Protection System.

Side Impact Protection System bei Autokindersitzen

Das Side Impact Protection System wurde aber nicht nur durch Veränderungen beim Karosserie-Bau empfohlen. Auch für besonders junge Fahrgäste im Auto, also Kinder und Jugendliche bis zu einer Körpergröße von 150 cm, ist ein besonderer Schutz mit Seitenaufprallschutz vorgesehen, der zu einer erheblichen Verbesserungen zur Sicherheit im Strassenverkehr beiträgt. Statistisch betrachtet, endet jeder fünfte Seitenaufprallunfall für Kinder entweder tödlich oder mit sehr schweren Verletzungen. Durch die fehlende Knautschzone, die bei einem Heck- oder Frontalzusammenschoßes eher gegeben ist, ist die Gefährdung von Kinder besonders hoch. Auch wenn ein Fahrzeug mit einem Side Impact Protection System ausgestattet ist, also mit einer Verstärkung der Karosserie sowie Seitenairbags, ist jeder Unfall für Kleinkinder um einiges gefährlicher, als für Erwachsene. Führende Hersteller bei Autokindersitzen bedenken diese Problematik und feilen kontinuierlich an Verbesserungen bei Kindersitzen, damit diese durch einen zweiten Seitenaufprallschutz besser vor schwereren Verletzungen bewahrt werden. Dazu ist zu sagen, dass simple Sitzerhöhungen diesen Seitenaufprallschutz nicht bieten können, sondern nur Kindersitze mit entsprechender Rückenlehne, an der auch ein seitlich angebrachter Aufprallschutz integriert werden kann. Ganz wichtig ist hierbei der Kopfbereich. Ein optimaler Kinderautositz hat stark gepolsterte Seitenwangen und bietet dadurch einen idealen Schutz des mitfahrenden Kindes. Auch ausgeklügelte Systeme, die im Kindersitz integriert sind, können vor Schlimmeren bewahren, wie zum Beispiel ein System, dass die einwirkenden Kräfte durch einen Seitencrash in die Außenkonstruktion des Kindersitzes leiten. Dadurch wird die Belastung der Aufprallkräfte weg vom Kind geführt. Bei Babyschalen beispielsweise kann ein D-förmiger Tragebügel, der während der Fahrt ausgeklappt und in die richtige Position gestellt wird, ebenfalls das Kind vor höheren Einwirkungen bei einem Seitenaufprall schützen. Bei Kindersitzen gibt es mittlerweilen auch schon ein System, dass den Seitenaufprall durch seitlich angebrachte Luftkissen dämpft. In dem Moment, in dem ein Aufprall stattfindet, werden diese Luftkissen zusammengedrückt. Dadurch wird die Energie des Aufpralls in Ventile abgeleitet und die Wucht des Aufpralls erheblich minimiert. Diese Luftkissen wirken außerdem ebenfalls für den Fahrgast im Auto, der sich neben dem Kindersitz beim Unfall befindet. Der Aufprall wird auch für ihn gehemmt und ein Zusammenstoß zwischen den beiden Autoinsassen verhindert.

Kontinuierliche Verbesserungen am Side Impact Protection System

Derzeit wird heftig an der Verbessserungen des Side Impact Protection System gebastelt. Besonders in der Formel Eins, wo Höchstgeschwindigkeiten an der Tagesordung stehen und Unfälle mit einkalkuliert werden müssen, ist der Automobilverband FIA besonders bestrebt, neue Errungenschaften auf dem Gebiet des Seitenaufprallschutzes zu leisten und die Sicherheit im Strassenverkehr zu erhöhen. Automobilzeitschriften berichten darüber, dass es ab dem Jahr 2014 ein neues Side Impact Protection System geben wird. Das Institut des FIA forschte bereits in den vergangen Jahren, um neue Strukturen und Materialien zu finden. Als Robert Kubica im Jahr 2007 einen besonders schlimmen Unfall hatte wurden die Daten genauer untersucht. So konnten Sicherheitsmängel beim Seitenaufprall gefunden und ein erneuertes System erarbeitet werden. Bei der Studie im Detail wurden zwei Konzepte untersucht. Die Unterschiede dieser beiden Konzepte waren zum einen verwendete Karbonbündel sowie Karbonpanele, die verklebt wurden. Bei dem Karbonbündel wurde allerdings ertestet, dass dieses nicht zersplittert, dafür aber progressiv bricht. Dadurch kann das Fahrzeug kontrolliert abgebremst werden. Energie wird durch diese Struktur in hohem Maße aufgefangen und abgeleitet, und das unabhängig vom Winkel des Aufpralls. Es bleibt also nur mehr abzuwarten, ab wann die Fahrzeuge auf den heimischen Strassen mit diesem neuen System aus dem Hause der Motorsport-Forschungsgruppe ausgestattet werden.

Das Side Impact System Protection System bietet verbesserten Schutz im Strassenverkehr

In der Automobilbranche hat sich seit der Erfindung des Autos viel getan. Stetig wird an Verbesserungen getüftelt, was zu einem erhöhtem Schutz im Strassenverkehr sorgt. Besonders im Bereich des Seitenaufprallschutzes wurde vor etwa 30 Jahren die Erkenntnis bedeutend, dass Unfälle, mit bisher dramatischen Folgen, durch ein Side Impact Protection System vermieden werden können. Dabei wird in erster Linie die Karosserie soweit baulich verändert, dass bei einem Seitencrash die Karosserieteile nicht ins Wageninnere gestossen werden und die enorme Energieeinwirkung von den Fahrzeuginsassen weggeleitet wird. Aber auch Airbags sowie besonderen Schutz für Kinder im Fahrzeug spielen beim Side Impact Protection System eine wesentliche Rolle. Fakt ist, dass die Forschung auf diesem Gebiet noch lange nicht zu Ende ist und es weiterhin Bestrebungen gibt, die Sicherheit im Fahrzeug und auf der Straße kontinuierlich zu verbessern.