Pay as you Drive der Kfz-Versicherung und die Politik
von AF
Auch die politischen Fraktionen haben sich schon mit diesem Modell der Kfz-Versicherung beschäftigt. So hat zum Beispiel die Bundestagsfraktion der FDP im März des Jahres 2009 eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung zum Pay as you drive-System gestellt. Die Fragen betreffen hier insbesondere den Datenschutz, die Überwachungsmöglichkeit und wie diese verhindert werden kann. Informationen aus dem Auto und die Fahrstrecke werden laufend per Satellit in ein Rechenzentrum übermittelt. Dann wird ein Protokoll erstellt wird, wohin, wann und wie der Versicherungskunde mit seinem Fahrzeug fährt. In Die Bundesregierung verweist in ihrer Antwort auf die Anfrage an die noch nicht gelösten Kernpunkte was die datenschutzrechtlichen Bestimmungen betrifft. Eine Kritik an dem fahrabhängigen Pay as you drive Modell kommt vor allem von Datenschützern. Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, bemängelt beispielsweise, dass es sich hier um eine Art freiwillige Vorratsdatenspeicherung vom Kraftfahrzeugbesitzer handelt. Je nach Prämienausgestaltung könnte diese Freiwilligkeit jedoch zukünftig auch zu einem ökonomischen Zwang werden. Problematisch kann es auch werden, sobald ein Fahrzeug von mehreren Fahrern genutzt wird. Der Halter und gleichzeitige Versicherungsnehmer wäre mit dem System in der Lage, die anderen Fahrer zu kontrollieren. Auch bei Firmenwagen könnte ein Problem auftreten, denn der Arbeitgeber kann je nach Einsatz der Technologie den aktuellen Aufenthaltsort seiner Mitarbeiter überwachen. Damit wäre es denkbar, individuelle Fahrprofile der Fahrzeuglenker zu erstellen. Diese Überwachungsmöglichkeiten und ein eventueller Datenmissbrauch, lassen die Versicherungsnehmer bislang noch vor diesem Modell zurückschrecken. Laut einer Studie von YouGov, einem international tätigen Institut für Markt- und Organisationsforschung mit Sitz in Köln, sind sich die Versicherungsnehmer der aufgezeigten Problematik durchaus bewusst. Die Einflussnahme auf die Höhe des Versicherungstarifs haben 36% der Befragten, eine Belohnung für defensives Fahrverhalten 31%, als meist genannte Gründe für einen eventuellen Vertragswechsel in ein Pay as you drive Modell angegeben. Trotzdem sehen 47% der Befragten in der Überwachung vom eigenen Fahrverhalten einen gravierenden Nachteil in diesem System. Ebenfalls spricht die Angst vor Datenmissbrauch bei 28% der Probanden gegen einen Wechsel in solch ein Modell. Pay as you drive dürfte laut Oliver Gaedeke, Vorstand und Leiter der Finanzmarktforschung bei YouGov, vor allem jungen, und gleichzeitig vorsichtigen Fahrern zu Gute kommen. Denn diese müssen bislang für die relativ hohen Schadensummen von weniger rücksichtsvollen Fahranfängern mit zahlen.
Ein neues Modell der Kfz-Versicherung mit Potenzial
In Deutschland könnten Pay as you drive-Modelle bei den Kfz-Versicherungsnehmern aber durchaus Potenzial aufweisen. Etwa vierzig Prozent der befragten Versicherungskunden können sich die Umstellung ihrer Kfz-Versicherung auf ein Pay as you drive-System durchaus vorstellen, wie das Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov herausgefunden hat. Dazu sind 1.000 Versicherungsnehmer und Autofahrer ab 26 Jahren, und 150 Besitzer von Führerscheinen im Alter von 17 bis 25 Jahren befragt worden. Pay as you drive wird in Deutschland als Innovation im Kfz-Versicherungsbereich vielfach diskutiert. Die Technologie ist zwar bereits ausgereift, dennoch zögern noch viele Produktentwickler in der Assekuranz-Sparte, entsprechende Angebote für die Tarifierung anzubieten. Obwohl erkannt wurde, dass hiermit möglicherweise eine flexiblere sowie kundenorientierte Versicherungslösung angeboten werden kann. In Großbritannien oder Spanien zum Beispiel, stellen Angebote im Pay as you drive-Bereich bereits eine Ergänzung zu den herkömmlichen Kraftfahrzeugversicherung dar. Die Befragten können sich in der Praxis die herkömmlichen Versicherungen als möglichen Anbieter einer Pay as you drive-Versicherung vorstellen. Eine Bereitschaft zum Abschluss von Pay as you drive bei Automobilherstellern wie Ford, Opel, Mercedes oder VW, ist besonders bei jüngeren Führerscheininhabern vorstellbar. Bei bestimmten Kundengruppen, so wurde heraus gefunden, sind auch Mobiltelefonhersteller wie beispielsweise Apple, Nokia oder Samsung, sowie Telekommunikationsanbieter wie die Deutsche Telekom, E-Plus, O2 und Vodafone, ebenfalls eventuelle Anbieter für Pay as you drive Versicherungen. Etwa ein Viertel der älteren, 26%, und sogar 39% der jüngeren Autofahrer sind hier bereit, ihr Smartphone als sogenannte E-Box für die Erfassung des eigenen Fahrverhaltens nutzbar zu machen. Mobilfunk- sowie Smartphone Anbieter könnten in Kooperation mit einem bestimmten Auto-Versicherer, eine intelligente und professionelle Lösung für die Kundschaft entwickeln. Denn das Potenzial auf dem Markt ist in diesem Bereich tatsächlich sehr groß, so nach einer Einschätzung vom Institut YouGov.