Pay as you drive - die Zukunft hat begonnen
von AF
Zur Zeit sind die kritischen Stimme immer noch in der Überzahl, auch wenn viele Autofahrer wie oben beschrieben einige Gründe für ein Pay as you drive System anführen. Die Studie untersucht insgesamt die Vorteiles-Aspekte sowie mögliche Barrieren für Pay as you drive-Angebote aus der Sicht der Konsumenten. Auch die Erwartungen an ein solches Produkt, hinsichtlich der Dateneinsicht, Kriterien einer Risikoabschätzung oder einer Installation der notwendigen E-Box stehen im Vordergrund der Untersuchungen. Ausführlich durchgeführte Zielgruppenanalysen erlauben es, das Marktpotenzial sowie eine optimale Ansprache für die jeweiligen Kundensegmente zu evaluieren. Ein anderes Unternehmen, das Beratungsinstitut Accenture, ein Smartphone-Programm als App entwickelt, welches das Fahrverhalten von den Kraftfahrzeugen misst und die jeweiligen Fahrerbewegungen genauestens kontrolliert. Diese Daten werden als Grundlage für die Versicherungsbeiträge heran gezogen. Bisher bestimmen ja vor allem Angaben wie beispielsweise das Alter des Versicherungsnehmers, der Wohnort, das jeweilige Fahrzeug, ob eine Garage genutzt wird, sowie die jährliche Gesamt-Kilometerleistung den Versicherungstarif. Kraftfahrzeug-Versicherungen suchen schon seit geraumer Zeit nach Methoden, um riskantes Fahrverhalten der Kunden mit höheren Prämienzahlungen zu begründen. Damit soll zu einem insgesamt risikoärmeren Fahrverhalten animiert werden. Das soll für Fahrer, die sich daran halten, belohnt werden und zugleich zu einem Versicherungswechsel auf diesem letztendlich hart umkämpften Versicherungsmarkt anregen. Denn es ist eine Tatsache, dass in keiner anderen Versicherungsart so häufig die Anbieter gewechselt werden. Das Pay as you drive Modell von Accenture, erfasst die gefahrenen Kilometer des Fahrers, die jeweilige Fahrzeuggeschwindigkeit, das Bremsverhalten und die Uhrzeit der gefahrenen Strecke. Diese Daten werden direkt an den Versicherer weitergeleitet. Ist ein Fahrzeug besonders häufig in der Nacht unterwegs oder fährt es sogar öfter schneller als erlaubt, kann der Versicherungsbeitrag angehoben werden. Bei entsprechend defensiver Fahrweise kann er hingegen sinken. Attraktiv kann solch ein Angebot dann zum Beispiel für einen Fahranfänger sein, der normalerweise einen sehr hohen Tarif zahlen muss. Aber nur unter der Voraussetzung, dass entsprechend umsichtig gefahren wird.
Kontrollen und Datenschutz - wird die Kfz-Versicherung durchsichtig?
Viele Verbraucherschützer kritisieren Pay as you drive wegen einer andauernden, vom jeweiligen Versicherungsunternehmen durchgeführten, Kontrolle. Es würden sehr sensible Daten des Autofahrers erfasst, weitergeleitet und gespeichert. Marit Hansen, die stellvertretende Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, sieht darüber hinaus noch etliche Schwachstellen in der Technik, die nach ihrer Meinung noch nicht ausgereift ist. So wären die Apps, die verwendet werden sollen, nicht sicher. Eine standardisierte Bewertung vom Fahrverhalten der Versicherungsnehmer sei zudem auch problematisch. Ein abrupter Abbremsvorgang beim Fahren ist ja nicht in jedem Fall schlecht. Oft spielen äußere Umstände eine Rolle, wie eine Notbremsung, falls ein Kind plötzlich auf die Fahrbahn läuft. Die Versicherer bekommen mit dem Verfahren Pay as you drive eine sehr genaue Fahranalyse ihrer Kunden geliefert. Britische Versicherungsunternehmen haben nun festgestellt, dass ein Schadenaufwand durch Pay as you drive um bis zu 30 Prozent sinken kann. Dies wird auf den entsprechenden Kontrolleffekt zurückgeführt. Weiß der Autofahrer das er beobachtet wird, fährt er wahrscheinlich umsichtiger. Durch den ständigen Datenaustausch wird auch eine enge Kundenbindung anvisiert. Accenture steht nach seinen Untersuchungen schon in Verhandlungen mit potenziellem Anbietern von Pay as you drive. Dabei wird eine möglichst kurzfristige Anwendung angestrebt. Der Leiter der Versicherungssparte bei Accenture, Dr. Markus Wensch, stellte fest, dass der Breiteneinsatz von diesem Modell erst noch bevorsteht. Durchgeführte Feldversuche haben schon eine hohe Zufriedenheit der Testkunden ergeben. Trotzdem sind die großen Versicherungsunternehmen noch zurückhaltend, was eine Einführung betrifft. Bernd Engelien, der Sprecher der Zürich Versicherungsgesellschaft, sieht zum Beispiel wegen des teilweise mangelnden Datenschutzes noch erhebliche Hindernisse für die flächendeckende Einführung. In Branchenkreisen wird vermutet, dass praktisch jedes große Unternehmen der Versicherungsbranche schon ein eigenes Pay as you drive Modell in der Schublade liegen hat. Doch wäre die Angst vor Ärgernissen mit Datenschützern sowie eventuellen Beitragssenkungen noch zu groß, weshalb niemand den ersten Schritt mit einer Implementierung wagt.