Regionale Unterschiede bei der Bewertung von Kumulschäden

von AF

Der Eintritt eines bestimmten Schadensereignisses hängt in seiner Wahrscheinlichkeit erheblich von geographischen Kriterien ab. Beispielsweise ist ein Hochwasserschaden in der Nähe größerer Flüsse oder der deutschen Küsten viel wahrscheinlicher als im Binnenland, die Abgänge von Lawinen oder Erdrutschen sind ausschließlich in den Alpenregionen oder den höheren Mittelgebirgen zu erwarten. Die Versicherungen in Deutschland berücksichtigen diesen Umstand durch die Tatsache, dass bei der Absicherung von Sachrisiken nicht automatisch derartige Elementarereignisse mit in den Versicherungsschutz eingerechnet werden.

Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Hausrat- bzw. Wohngebäudeversicherung. Entsprechende Tarife ermöglichen die Absicherung vor Elementarschäden, im Regelfall werden hiermit Ereignisse wie Sturm, Gewitter oder Hagelschlag bezeichnet. Hochwasser oder Lawinen sind standardmäßig nicht in den entsprechenden Tarifen zu finden, lassen sich jedoch vom Versicherungsnehmer gesondert in den Versicherungsschutz einschließen. Hierfür fällt im Vergleich zum Standardtarif eine etwas höhere Jahresprämie an, die jedoch im angemessenen Verhältnis zu den höheren Schadensrisiken bei diesen Elementarereignissen steht.

Natürlich ist es einem Versicherungsnehmer nicht verboten, eine zusätzliche Absicherung vor Elementarereignissen abzuschließen, selbst wenn diese im eigenen Wohnumfeld höchst unwahrscheinlich sind. Dies wird sich in der Höhe des Jahresbeitrags widerspiegeln, da ein Kumulschaden dieser Art durch die Versicherung nach der Wohnregion ausgewertet wird. Die Absicherung eines Fahrzeugs oder Wohngebäudes vor Lawinen dürfte in den deutschen Hochalpen somit teurer werden als in flacheren Mittelgebirgen oder gar im Flachland.

Der Kumulschaden und seine versicherungstechnischen Besonderheiten

Verglichen mit anderen Schäden, für die deutsche Versicherungsunternehmen Tarife zur Absicherung anbieten, kann der Kumulschaden als unliebste Schadensform angesehen werden. Zum einen ist der Versicherung bewusst, dass diese Art von Schaden nicht nur einzelne Versicherungsnehmer betrifft, sondern gleich für eine größere Zahl Schadensersatzzahlungen mit sich bringt. Diese sind wirtschaftlich eine erhebliche Belastung für den Versicherer, der im entsprechenden Geschäftsjahr Millionen von Euro als Gewinn einbüßen wird. Zum anderen stellt eine angemessene Absicherung der Kumulschäden in der Risikokalkulation ein Problem dar, da nur selten Anhaltspunkte für Schäden dieser Art vorliegen. Schließlich kann im Vorfeld kaum abgeschätzt werden, wie stark ein Unwetter oder Erdbeben ausfällt und auf welche Summe sich der gesamte Kumulschaden tatsächlich beläuft.

Wie in sämtlichen Bereichen der Risikobewertung arbeiten die Versicherungen in Deutschland mit Schadensstatistiken und Wahrscheinlichkeiten. Anhand von historischen Daten und bekannten Schadensfällen wird versucht abzuschätzen, wie wahrscheinlich ein Erdbeben oder ein Lawinenabgang in bestimmten Regionen von Deutschland ist und mit welchen Schäden hierbei gerechnet werden muss. Zeitliche Faktoren sind bei der Kalkulation ebenfalls zu berücksichtigen, da ein Wohngebäude oder Automobil heutzutage einen deutlich höheren Wert und somit Schadenersatz mit sich brächte wie ein vergleichbares Objekt vor einigen Jahrzehnten. Letztlich spielt auch die Anzahl der Versicherungsnehmer im entsprechenden Vertragsbereich eine Rolle - mit jedem zusätzlichen Versicherungsmitglied muss im Extremfall mit weiteren Ausgaben gerechnet werden, die bei einem Kumulschaden schnell die Millionengrenze pro Person überschreiten.